Immer das Sinnliche
Mario Lombardo prägte als einer der bekanntesten Grafikdesigner hierzulande viele Jahre lang die Designszene. Aber nachdem sein Studio immer weiter gewachsen war, entschied er sich nach etlichen erfolgreichen Jahren für einen anderen Weg. Und genau das interessierte mich ganz besonders an ihm – der Mut und die Erkenntnis, dass man auch etwas anderes machen darf, wenn die Karriere eigentlich prima läuft.
Heute bestimmen zwei Aufgaben seinen Arbeitsalltag – einerseits das Parfümhaus Atelier Oblique, das er 2016 gründete, und andererseits arbeitet er aber auch immer noch als Grafikdesigner, heute allerdings als One-Man-Army, ganz ohne Angestellte. Wenn du anrufst, stehen die Chancen also gut, dass du ihn direkt erwischt.
Vielleicht hilft dieses Gespräch ein paar Leuten dabei, ihn endlich wieder in eine Schublade stecken zu können – das scheint uns ja oft sehr wichtig zu sein. Aber genau über diese Art von Schubladendenken unterhielten wir uns unter anderem auch. Und außerdem sprachen wir über seine frühe Musikkarriere, über seine Schulzeit und das Schulsystem allgemein, über die Flucht seiner Familie aus Argentinien Ende der Siebziger, darüber, wie das Designbüro so groß geworden ist, über die Müdigkeit, die mit dem Wachstum kam, über den langen Prozess, das Büro zu schließen und wieder alleine zu arbeiten, darüber, dass er manchmal die Aufregung auch ein bisschen vermisst, darüber, wie die Sache mit den Düften anfing, von dem Verlangen nach Zugehörigkeit, über das Älterwerden, über das was ihm wichtig ist und über eine Reise nach Amerika mit Schmuck im Wert von drei Millionen Euro im Handgepäck.